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AutorenbildSebastian Spindler

1. Advent


(Foto bearbeitet: "Spring" zum 1. Advent / "Spring" at 1st advent)


Die Situation auf dem Hundehof ist angespannt, auch zwischen Dita und Jade gibt es öfter Uneinigkeiten, die der schwierigen Situation geschuldet sind. Jade ist mental nicht sehr stabil, sie hat nie gelernt sozialen Umgang zu pflegen. Dita half ihr damals Abstand zu Jades Familie zu gewinnen, eine Familie die sie schlecht behandelte, nicht zur Schule schickte und sie zusammen mit den Tieren ihrer Farm fütterte. Was das Verständnis der Funktionalität eines Staates betrifft, ist für Jade ein schwarzes Tuch. Warum man arbeiten muss um eine kleine Plastikkarte in einen Automaten zu schieben, ein paar Nummern einzugeben damit etwas Bargeld aus einem Schlitz erscheint... Das alles ist für Jade unverständlich. Sie ist auf dem geistigen Stand einer 10-12Jährigen, jedoch mit einer eigenen Illusion der Selbstsicherheit ein eines erwachsenen Menschen. Dazu kommt, dass sie nun schon jahrelang fast ausschließlich auf dem Hundehof und mit den Hunden lebt. Sie kennt es nicht, sich abends mal mit Freunden zu treffen, weg zu gehen und Spaß zu haben. Es ist eine komplizierte Situation für sie und uns alle. Sie wird gebraucht auf dem Hundehof, sonst wäre Dita ganz alleine dort. Andererseits wird Jade wohl nur extrem schwierig auf den Stand zu bringen sein, dass sie es jemals schaffen könnte für sich selbst zu sorgen. Mittlerweile ist sie 26Jahre, sie ist lernbehindert und wird wohl die vorpubertäre Mentalität nicht so schnell oder niemals überwinden können.

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The situation at the dog sanctuary is tense, and there are also disagreements between Dita and Jade, which are due to our difficult situation. Jade is not very stable mentally, she never learned how to socialize. Years ago, Dita helped her distance herself from Jade's family, a family that treated her badly, didn't send her to school and fed her along with the animals on their farm. Understanding the functionality of a state is a blag rag for Jade. Why you have to work to put a small plastic card in a machine, to enter a few numbers so that some cash appears from a slot... All of this is incomprehensible to Jade. She is at the mental level of a 10 year old. In addition, she has been living almost exclusively at the dog shelter and with the dogs for years now. She doesn't know meeting up with friends in the evening, going out and having fun. It's a complicated situation for them and for all of us. She is needed at the dog sanctuary, otherwise Dita would be there all alone. On the other hand, Jade will probably only be extremely difficult to bring up to the point that she could manage to take care of herself. She is now 26 years old and has a learning disability and will probably not be able to overcome her prepubescent mentality anytime soon.


(Bradesco Geldautomaten - Symbolbild)


Der Strom ist vergangenen Freitag seit Mittag ausgefallen auf unserem Hof, und bis heute (Montag 28.11.2022) nicht wieder eingeschalten. Das bedeutet, dass abgesehen vom Licht in der Nacht auch unsere Wasserpumpe - unten im Brunnen auf Nachbars Grundstück - nicht funktioniert, und wir von der "fließenden Wasserversorgung" abgeschnitten sind. Frisches Wasser für alle Hunde per Hand von unten nach oben zu tragen ist die erste Idee, die einem da kommt. Aber was das genau an Kraft und Zeit kostet mit nur 2Leuten die für so viele Hunde Sorge tragen, das kann man nur schwer erklären. Genauso wenig wie man es jemanden begreiflich machen kann, wie es ist mehrere Jahre schon so gelebt zu haben. Dita versuchte die letzten Tage mehrmals den Stromlieferanten zu erreichen, jedoch gab es ausschliesslich Verbindungen mit einem Telefon-Bot, kein echter Mensch war telefonisch erreichbar. Es findet ein Jahrmarkt mit vielen Verkaufsständen im Ort statt, und zusätzlich werden auch die Spiele der Weltmeisterschaft im Fussball gezeigt. Wir können nicht ausschliessen, dass in ländlichen Gegenden einfach der Strom abgeschalten wird, um die Stromversorgung für solche öffentlichen Ereignisse aufrecht zu erhalten. Wir können uns das hier in der "first world" nur schwer vorstellen, aber selbst wenn ist das nur ein Bruchteil vom Ganzen. Das ist in Brasilien die alltägliche Realität.


Momentan ist das Gefühl vergleichbar mit einem Schiff das 12Löcher im Rumpf hat, wodurch ständig Wasser eindringt, man aber nur 10Finger hat um die Löcher zu stopfen.

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The power went out on our yard last Friday at noon and has not been switched on again until today (Sunday, November 27th, 2022). Apart from lack of light in the dark this also means that our water pump - down in the well on the neighbor's property - is not working and we are cut off from the "running water supply". Carrying fresh water for all dogs by hand from bottom to top is the first idea that comes to mind. But it's difficult to explain exactly what it takes in terms of energy and time with only 2 people taking care of so many dogs. Just as you can't make someone understand what it's like to have lived like this for several years.

Dita tried to contact the electricity supplier several times over the last few days, but the only connections were with a telephone bot, no real person could be reached by phone. There is a fair with many stalls in the village, and the matches of the World Cup in football are also shown. We cannot rule out that in rural areas the electricity will simply be switched off in order to maintain the power supply for such public events.

We can only imagine it here in the "first world", but even then it's only a fraction of the whole. This is everyday reality in Brazil.


Right now the feeling is comparable to a ship that has 12 holes in the hull, so water is constantly coming in, but you only have 10 fingers to plug the holes.


(Foto 15. November 2022: umgestürzter Strommast unserer Stromversorgung /

fallen power pole from our power supply)


"100Hunde" ist nicht nur ein Projekt, das man einfach mal sein lassen und als gescheitert bezeichnen kann. Es ist das Leben der Hunde, der Katzen, der Hühner, und von Dita und Jade. Selbst mein Lebensmittelpunkt dreht sich zu 100% um den Hundehof.

Es gibt kein zurück, es gibt keine Sicherheit, es gibt keine Optionen... Wir können so oder so nur weiter machen.

Aber wir bekommen auch starken Rückhalt von einigen lieben Menschen, die uns dabei unterstützen, und deren Hilfe uns allen wieder den Mut gibt, den wir täglich Stück für Stück immer wieder mal verlieren. Aktuell können wir monatliche Dauer-Spenden von insgesamt 168,30€ verzeichnen. Das ist 1/6tel des monatlichen Bedarfs um nur die Lebensmittel für alle auf dem Hof zu sichern und bedeutet schon eine große Entlastung. Dazu kommen vereinzelte und unregelmäßige Spenden, die uns auch einen Atemzug mehr verschaffen.

Dafür an dieser Stelle nochmals vielen Dank an alle ...

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"100Hunde" ("100Dogs") is not just a project that you can just let go and call it a failure. It's the life of the dogs, the cats, the chickens, and Dita and Jade. Even the center of my life revolves 100% around the shelter. There is no going back, there is no security, there are no options... We can only move on one way or the other. But we also get strong support from some dear people who support us and whose help gives us all the courage that we lose bit by bit every day. We can currently record monthly permanent donations totaling €168.30. That is 1/6th of the monthly requirement just to secure the food for everyone on the yard and means a great relief. In addition, there are single and irregular donations, which also give us a breath more. At this point, many thanks again to all...



Dauer-Spender / Permanent Donors:


Gudrun S.

Christine S.

Udo M.

Gabriele H.

Ellen M.

Tobias S.

Nicole B.

Thomas N.

Timea K.

Siegfried M.

Odette S.

Margitta P.

Kerstin S.

Stephan S.

Linda S.

Mandy T.

Sylvia S.



und alle unregelmäßigen oder Einzel-Spender / and all irregular and single donors:


Tanja L.

Senjo T.

Katja P.

Mario P.

Lenka H.

Gero V.

Heike H.

Witali M.

Susan M.

Sören S.

Stephanie Z.

Erik D.

Claudia V.

Sinem T.


Von den Spendengeldern konnten wir wieder Trockenfutter kaufen, um Dita und Jade wenigstens für ein paar Tage im Monat die Arbeit für die Hundefütterung zu erleichtern. Es regnet oft viele Tage durch, sodass wir erstens schwer oder gar nicht vom Hundehof in die Stadt kommen weil die Wege dorthin zum Fluss werden, und zweitens auch die Lieferanten des Fleisches mit LKW nicht in die Stadt kommen weil oft Strassen gesperrt sind, weil gestreikt wird, oder weil eine Brücke einstürzt. Wenn es regnet wird es sehr schwer trockenes Feuerholz zu finden, um das Hundefutter zubereiten zu können. dann ist Trockenfutter nötig, dennoch können wir die Hunde nicht nur mit Trockenfutter füttern. Wir können uns immer nur Angebote und günstiges Trockenfutter leisten, welches oft nur einen niedrigen Nährstoffgehalt aufweist. Wir hatten dieses mal Glück und ein Angebot eines Trockenfutterherstellers genutzt. Eine 20kg Packung kostet durschnittlich 90,-Reais (ca. 17,30€) und im Angebot kostete es uns dieses Mal 78,-Reais (ca. 15,-€) pro 20kg pro Packung.

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With the donations we were able to buy dry food again to make it easier for Dita and Jade to feed the dogs for at least a few days a month. It often rains for many days, so that firstly it is difficult or impossible for us to get from the dog shelter into the city because the roads there become rivers, and secondly the meat suppliers cannot come into the city with trucks because roads are often closed because of strikes, or because a bridge collapses. When it rains, it becomes very difficult to find dry firewood to cook the dog food. then dry food is necessary, but we cannot feed the dogs only with dry food. We can always only afford offers and cheap dry food, which often only has a low nutrient content. This time we were lucky and used an offer from a dry food manufacturer. A 20kg pack costs an average of 90Reais (approx. €17.30) and on sale this time it cost us 78Reais (approx. €15) per 20kg per pack.




Uns haben dieses Jahr schon einige Hunde für immer verlassen. Brava, Barriguda, Ratinha, Maio, Amigo... Es schmerzt zu wissen, dass sie das neue Land niemals erleben werden. Dass wir es nicht geschafft haben den neuen und dringend nötigen Hof so aufzubauen, dass unsere Schützlinge dort sicher leben können. Immernoch leben wir auf einem Pulverfass das entweder durch die geografische Lage bald abrutschen kann, oder das uns durch die politische Lage entzogen wird und wir mit den Hunden dann auf der Strasse stehen. Auf derselben Strasse, vor der wir die Hunde bewahren wollten. Auch wenn wir keine Hunde mehr aufnehmen können in unserer Situation, werden sie uns weiterhin immer wieder vor die Füße bzw. vor das Tor zu unserem Hof gelegt. "Suri" und "Spring" sind neu bei uns auf dem Hof, nicht weil wir verrückt sind oder unsere Situation unterschätzen. Vielmehr aber deshalb, weil wir nicht hören wollen wie lautes Jaulen vom Nachbar-Grundstück zu uns schallt. Ein lautes, verängstigtes Jaulen eines ausgesetzten Hundes, der nicht zu uns auf den Hof kommt, weil er von Nachbars Hunden gejagt, gebissen und oft auch gefressen wird. Ein lautes, Hilfe-suchendes, herzzerreissendes Jaulen das dann plötzlich verstummt und uns mit ohrenbetäubender Stille die Gewissheit gibt, dass der Hilfeschrei zu nichts anderem als Tatenlosigkeit geführt hat.

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Some dogs have already left us this year. Brava, Barriguda, Ratinha, Maio, Amigo... It hurts to know that they will never see the new land. That we didn't manage to build the new and urgently needed shelter in such a way that our protégés could live there safely. We are still living on a powder keg that can either soon earth-slide down due to the geographical situation, or that will be withdrawn from us by the political situation and we will then be out on the street with the dogs. On the same streets that we wanted to save the dogs from. Even if we can no longer take in dogs in our situation, they continue to be placed at our feet or in front of the gate to our farm. "Suri" and "Spring" are new to our sanctuary, not because we're crazy or underestimate our situation. But it's more because we don't want to hear how loud howling echoes to us from the neighboring property. A loud, frightened howling of an abandoned dog that doesn't come to our shelter because it's being chased, bitten and often eaten by the neighbour's dogs. A loud, help-seeking, heartbreaking howl that suddenly stops and gives us the certainty with deafening silence that the cry for help has led to nothing but inactivity.



Spenden-Link / Donation-Link:



(Foto 22. November 2022)


(Foto 23. November 2022: "Spring" beim Tierarzt / "Spring" at the vet)


(Foto 24. November 2022: "Spring" verbringt die erste Nacht im Shelter /

"Spring" spending her first night in shelter)


(Video 27. November 2022: "Spring" verbringt ihren 1. Advent alleine, weil sie unter Quarantäne bleiben muss um andere nicht anzustecken / "Spring" spend her 1st advent alone because she needs stay in quarantine to not infect other dogs)


Abgesehen von Jade - die mit Sicherheit den Wunsch hat ein normales Leben führen zu können - haben Dita und ich nur einen Wunsch: Dass wir den Hunden ein sicheres zu Hause und weiterhin Futter bieten können.

Für jedes der hier geschilderten Probleme, die sich uns in den Weg stellen, fällt sicher jedem eine Lösung ein, ja. Aber das kostet alles Geld, und vieles gibt es entweder gar nicht oder nur in sehr schlechter Qualität in Brasilien. Pakete versenden ist seit Corona und dem Ukraine-Krieg viel teurer geworden, und seit ich im Jahr 2018 drei Pakete im Gesamtwert von 1300,-€ verloren habe, ist mir das auch zu unsicher.

Dennoch musste ich nun wieder riskieren ein Paket nach Brasilien zu senden, weil die Bankkarte (mit der Dita das Geld in Brasilien von meinem alten Spendenkonto abhebt) zu Ende Dezember 2022 ihre Gültigkeit verliert. Nun habe ich ein Online-Konto eröffnet, mir darüber eine Debitkarte anfertigen lassen, welche ich im Paket gut versteckt habe. Ich bete die letzten Tage dafür, dass diese Karte heil bei Dita ankommt. Sonst haben wir ein ganz anderes Problem, das alle anderen Probleme wieder in den Hintergrund rücken lässt...

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Apart from Jade - who certainly has the wish to be able to have a normal life - Dita and I only have one wish: that we can offer the dogs a safe home and continued food. For each of the problems described here that stand in our way, everyone will surely come up with a solution, yes. But that all costs money, and many things are either not available in Brazil or are of very poor quality. Sending parcels has become much more expensive since Corona and the Ukraine war, and since I lost three parcels with a total value of €1300 in 2018, I'm not sure about that either.

Nevertheless, I had to risk sending a package to Brazil again because the bank card (which Dita uses to withdraw the money in Brazil from my old donation account) will expire at the end of December 2022. I have now opened an online account and had a debit card made, which I have hidden well in the package. I've been praying for the last few days that this card will reach Dita safely. Otherwise we have a completely different problem that pushes all other problems into the background...




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