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AutorenbildSebastian Spindler

Reisereport 2023/2024 Teil 2 - Travel Documentation Part 2

Es fühlt sich so an, als hätten Dita und ich zu zweit dieses Mal mehr geschafft als sonst in den Zeiten als wir zu dritt auf dem Hof waren. Wahrscheinlich ist es so, wenn wirklich nur Menschen auf dem Hundehof sind, die sich 100% damit identifizieren, Tag und Nacht dieser Hundehof SIND, ständig über Verbesserungen nachdenken, auch wenn dadurch oft die Tage und Nächte mit Schwermut versiegelt sind. Es bedarf keiner grossen Absprachen, jeder sieht, dass an jeder Ecke Arbeit lauert und man nur anfangen muss etwas zu tun. Man kann nichts falsch machen, ausser man tut gar nichts. Dennoch sind wir hungrig darauf mehr für all die lieben Tierseelen auf die Beine zu stellen, besser zu machen, überhaupt zu machen!

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It feels as if Dita and I, the two of us, have accomplished more this time than usual when there were three of us in the dog sanctuary. This is probably the case when there are only people in the dog yshelter who identify 100% with it, who are at the sanctuary day and night, constantly thinking about improvements, even if this often means that the days and nights are filled with melancholy. There is no need for big agreements, everyone can see that there is work lurking around every corner and you just have to start doing something. You can't do anything wrong unless you do nothing at all. Nevertheless, we are hungry to do more for all the dear animal souls, to do better, to do anything at all!




Neben all den neuen und schönen Errungenschaften wie den neuen Holzbau, die neuen Futternäpfe, den Betonmischer, dem motorisierten Fahrrad - für die wir unseren Unterstützern sehr, sehr dankbar sind - haben wir aber auch wieder einige unserer Fellnasen verloren. Diesel, mein Schatten seit dem ersten Tag auf dem Hundehof, Preto-Inferno, Guerreira…

Aber eine dieser Situationen ist mir besonders nahe gegangen und hängen geblieben. Es war als Menininha an einer Sepsis kurz nach einer Operation verstorben war. Sie hatte mehrere tumorartige Gewüchse am ganzen Körper verstreut, sie hatte ein chronisches Hautproblem, war blind und wir nannten sie liebevoll unser „Zombie“ oder „Alligator“, weil sie sich oft auf der Matratze auf dem Rücken hin und her wälzte und den „Alligator-Tanz“ machte.

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In addition to all the new achievements such as the new wooden building, the new food pots, the concrete mixer and the motorized bicycle, for which we are very, very grateful to our supporters, we have also lost some of our furry friends again. Diesel, my shadow since the first day at the dog yard, Preto-Inferno, Guerreira...

But one of these situations particularly struck me and stuck with me. It was when Menininha died of sepsis short after her surgery. She had several tumor-like growths scattered all over her body, she had a chronic skin problem, was blind and we affectionately called her our “zombie” or “alligator” because she often rolled back and forth on the mattress which looked like an “alligator -dance”.




Menininha war Ditas Seelenhund, die beiden konnten nie wirklich länger als eine halbe Stunde voneinander getrennt sein, da Menininha auch unter krankhafter, akuter Trennungsangst litt. Die Tumore kamen - gemessen an unserer gefühlten und von stressigen Ereignissen geplagten Zeit - ziemlich schnell. Sie wuchsen innerhalb nicht mal eines Jahres so stark, und wir hatten durch die Konstellationen der Umstände auf dem Hundehof bis zu diesem Jahr weder Zeit noch finanzielle Mittel um etwas dagegen tun zu lassen. Doch als es nun endlich die Möglichkeit gab sie behandeln zu lassen, ging alles schneller als man hätte denken können und Menininha verstarb an einer Sepsis.

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Menininha was Dita's soul dog; the two of them could never really be apart for more than half an hour because Menininha also suffered from acute separation anxiety. The tumors came quite quickly - considering how long we felt and how stressful events were. They grew so much in less than a year, and due to the constellation of circumstances at the dog farm, we had neither the time nor financial resources to do anything about it until this year. But when there was finally the opportunity to have her treated, everything happened faster than anyone could have thought and Menininha died of sepsis.




Für Dita sind alle Hunde dort ihre Familie, für mich auch, aber für Dita, die wirklich täglich 24/7 mit den Fellnasen verbringt, auch ganz allein dort mit ihnen ist, noch ein Stück mehr als für mich. Doch Menininha war eben ihr Seelenhund, und als sie dann gestorben war traf es Dita zuerst mal "normal", ja. Aber so richtig hat es sie erst getroffen, als ich ein paar Tage später mit der Handsichel das Gras um den Neubau geschnitten hatte.

Es war einer dieser Momente den man riechen, hören, fühlen und sogar schmecken kann. Wenn eine federleichte Leere in einem herrscht, die einem Angst macht gleich den Boden unter den Füssen zu verlieren, obwohl man sich innerlich so schwermütig fühlt. Eine seltsame Stille, obwohl es hier und da natürlich die Laute der Hunde gab und es zu hören war wie ich das Gras schnitt. Doch nimmt man all das nicht wirklich wahr, es zieht an einem vorbei. Aber irgendwas in diesem Moment sagte mir ich muss mich umdrehen und schauen was los ist. Ich stand also auf, drehte mich um, sah Dita wortlos und regungslos ein paar Meter hinter mir stehen, wie sie mir mit starrem Blick bei meiner Arbeit zuschaute. Einen solchen ruhigen Moment um einfach mal zu schauen gönnt sich Dita sonst nie, wirklich niemals! Ihr Gesichts Ausdruck war leer, steif, doch als ihre Augen dann meine suchten verzog sich ihr Gesicht in einem Bruchteil einer Sekunde vor Herzschmerz und ihr schossen lautlos die Tränen in die Augen. Erst da begriff ich, dass sie erst jetzt begriff, dass Menininha gestorben war und wir nichts mehr für sie tun konnten, dass wir sie nie wieder sehen werden, nie wieder wird Menininha nach Dita rufen und ihren fröhlichen Alligatortanz machen, wenn sie dann zusammen waren. Das alles wurde Dita in einem Bruchteil dieses Augenblicks klar und brach ungebremst aus ihr heraus.

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For Dita, all the dogs there are her family, for me too, but for Dita, who really spends 24/7 with the furry friends every day and is there alone with them, even more so than for me. But Menininha was her soul dog, and when Menininha died it hit Dita first, yes. But it only really hit her truly when I cut the grass around the new building with my hand sickle a few days later.

It was one of those moments that you can smell, hear, feel and even taste. When there is a feather-light emptiness inside you that makes you afraid of losing the ground beneath your feet, even though you feel so heavy inside. A strange silence, although here and there there were of course the sounds of the dogs and you could hear me cutting the grass. But you don't notice all of this, it passes you by. But something in that moment told me I had to turn around and see what was going on. So I got up, turned around, and saw Dita standing a few meters behind me, wordless and motionless, watching me work with a fixed gaze. Dita never, really never allows herself such a quiet moment to just look! Her facial expression was blank, stiff, but when her eyes searched for mine, her face contorted in heartbreak in a split second and tears silently welled up in her eyes. Only then did I realize that she only now understood that Menininha had died and there was nothing we could do for her, that we would never see her again, that Menininha would never do her happy alligator dance again. Dita realized all of this in a fraction of that moment and burst out unfiltered.




Wir haben oft nicht mal die Zeit Dinge zu verstehen, die normale Menschen in einem gewissen Zeitrahmen fassen können. Diesen Zeitrahmen haben wir einfach nicht, denn es muss immer gleich weiter gehen. Wie auch dieses Mal…

Menschen verändern sich, wenn die Masse an Situationen, Erlebnissen und Eindrücken die man verarbeiten müsste so gross ist, dass keine Zeit der Welt reichen wird um das alles aufzuarbeiten.

Es gibt genug Menschen, die täglich auf eine gesellschaftlich routinierte Art und Weise vor der Realität flüchten. Manche tun es bewusst, andere unbewusst, weil sie es nicht anders kennen. Sie flüchten sich in einen genormten, systematischen Alltag, der nicht ferner von dem sein könnte was Dita und ich leben. Ja, es schmerzt uns vieles, und immer wieder. Es traumatisiert Stück für Stück. Doch die allgemeine Situation in der Welt und diesem Zeitalter, dass alles extremisiert, lässt nichts anderes übrig als dass eben die eine Sorte Mensch sich einer natürlichen Realität entzieht um in einer beruhigten, geschaffenen Realität zu leben, und die andere Sorte Mensch umso mehr an der aufrauhenden Realität des Lebens zerbricht, Stück für Stück und immer wieder.

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We often don't even have the time to understand things that normal people can grasp in a certain time frame. We simply don't have this time frame, because everything has to continue the same way. Like this time... People change when the mass of situations, experiences and impressions that have to be processed are so large that there is not enough time in the world to process it all. There are enough people who escape from reality every day in a socially routine way. Some do it consciously, others unconsciously because they don't know any different. They take refuge in a standardized, systematic everyday life that couldn't be further from what Dita and I live. Yes, a lot of things hurt us, all the time. It traumatizes little by little. But the general situation in the world and this timeage, that everything is extremized, leaves nothing else but that one type of person withdraws from a natural reality in order to live in a calmed, created reality, and the other type of person is even more in the harsh reality of life that breaks one down bit by bit, again and again.




Für mich bedeutet der Hundehof und das Projekt „100Hunde“ nicht nur den Hunden und Katzen zu helfen, sondern auch Dita zu helfen, ihr ein echter Freund zu sein. Denn ihr Leben ist nicht weniger von Schmerz, Leid und Enttäuschung gepflastert als das der meisten Hunde.

Zu oft wurde sie enttäuscht, von Menschen die ihr Wort gaben ihr zu helfen und an ihrer Seite zu bleiben, komme was wolle. Dita ist eine der sehr seltenen Menschen, von denen ich mir zu 100% sicher bin, dass sie alle Hilfe verdient hat, die sie nur bekommen kann. Und genau das will ich zusammen mit euch, ihr helfen und sie nicht im Stich lassen, komme was wolle!

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For me, the dog farm and the “100Dogs” project not only means helping the dogs and cats, but also helping Dita and being a real friend to her. Because their lives are no less paved with pain, suffering and disappointment than those of most dogs.

Too many times she was let down by people who gave their promises to help her and stay by her side, whatever will happen. Dita is one of those very rare people who I am 100% sure deserves all the help she can get. And that's exactly what I want to do with you, to help her and never let her down, whatever happens!


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geschrieben 19. Juni 2024


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